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Siebdruck von zuhause

“Ich würde so gerne auch mal Siebdruck ausprobieren” – diesen Satz habe ich so oft gehört und oft trauen sich die Leute nicht, es einfach zu machen.

Zugegeben, Siebdruck ist ein ziemlich komplexes Thema und man kann sich ein komplettes Studio mit allerlei Maschinen, Chemikalien und Co. einbauen. Aaaber: Siebdruck kann auch ganz einfach sein und ohne viel Zubehör funktionieren. Ich erkläre Dir heute, wie Du Siebdruck von zuhause aus machen kannst: ohne Belichtung, ohne Chemie und ohne Dir teure Maschinen kaufen zu müssen. Der Trick liegt darin, nicht wie beim (heutzutage) gängigen Siebdruck die Schablonen durch Belichtung einer Fotoschicht zu fertigen, sondern sie einfach mit dem Cuttermesser zu schneiden. Natürlich kann man so nicht das ganze Potential des Siebdrucks ausschöpfen, aber wir können so richtig coole Drucke mit verschiedenen Formen und Farben erstellen.

Was ist überhaupt Siebdruck?

Siebdruck ist ein Druckverfahren, bei dem die Farbe mit Hilfe eines Siebes aufgetragen wird. Das Sieb wird vorher mit einer Fotoschicht versehen und mit einem entsprechenden Motiv belichtet. Mit Hilfe eines Rakels wird dann die Farbe durch das Sieb gedrückt und bleibt nur an den Stellen auf Deinem Druckmedium, an denen das Sieb frei ist. Wir brechen das System heute runter und verwenden hier unsere selbst geschnittenen Schablonen statt Fotofilm. Der Effekt ist der gleiche: Die Farbe haftet dort, wo das Sieb nicht abgedeckt ist.

Was brauche ich für den Siebdruck?

Wenn Du ganz neu mit dem Siebdruck startest, empfehle ich Dir, ein Starter-Set zu kaufen. Denn hier sind Farbe und Sieb schon aufeinander abgestimmt und Du musst nicht lange recherchieren, wie fein oder grob Dein Sieb sein muss. Ich habe die Sets von Alles für Selbermacher und bobbinhood ausprobiert. In beiden Sets ist alles enthalten, was man zum Start braucht: Sieb, Rakel und Farbe. Ausserdem solltest Du einen Spatel haben, um die Farbe auf Dein Sieb zu bekommen, (du kannst auch OP Stäbchen verwenden), und einen weichen Schwamm, um Dein Sieb auszuwaschen. Zum Schneiden der Schablone brauchst Du außerdem ein Cuttermesser, Schneideunterlage und Schablonenmaterial.   

Der erste Druck

Wenn Du noch nie mit einer Rakel gearbeitet hast, empfehle ich Dir, das Rakeln etwas zu üben. So bekommst Du ein Gefühl dafür, wie viel Farbe Du benötigst um Dein Motiv auszufüllen.

Zum Üben kannst Du auch einfache Formen aus Papier schneiden und diese später z.B. als Hintergrund verwenden. Es ist normal, dass nicht jeder Druck sitzt – Du wirst Fehler machen und das ist vollkommen ok. Nein, es ist sogar notwendig, denn nur so entwickelst Du Dich weiter. Ausserdem können auch Fehldrucke super charmant aussehen ;-). Ich habe damals aus meinen ersten Rakelübungen Siebdruckmonster gemacht. Sie sind weit entfent von perfekt, aber ich mag sie immer noch gerne. Und noch wichtiger: ich hatte super viel Spaß bei diesen Übungen :).

 

Siebdruck mit Schablonen (auf Stoff)

Wie funktioniert Siebdruck? Heute möchte ich Dir Schritt für Schritt zeigen, wie Du Deinen eigenen Siebdruck von zuhause machen kannst. Ich zeige Dir die Vorgehensweise anhand einer ganz einfachen Form, die ich bei “Alles für Selbermacher” heruntergeladen habe. Ich drucke mit den Textilfarben von “Alles für Selbermacher” auf hellen Stoff.

  1. Wähle ein Motiv aus und übertrage es auf Dein Schablonenmaterial. Das Motiv sollte später min. 2 cm vom Siebrand entfernt sein, damit Du genug Platz für die Farbe hast.            
  2. Schneide das Motiv vorsichtig mit dem Cutter aus – achte darauf, dass Du genug Stege lässt (Falls es notwendig ist). Deine Schablone sollte möglichst nicht aus mehreren Teilen bestehen. (Mehrteilige Schablonen machen wir für mehrfarbige Drucke)
  3. Klebe Deine Schablone mit Klebeband unter Dein Sieb (achte darauf, dass er richtig rum ist, wenn Du das Sieb umdrehst). Klebe die Kanten mit Klebeband ab. Es ist super wichtig, dass Du keine freie Fläche lässt (abgesehen von der Schablone natürlich), denn an jeder freien Fläche drückt sich die Farbe durch.
  4. Platziere das Sieb auf Deinem Druckmedium (z.B. Shirt) und verteile Farbe über dem Motiv, das Du drucken möchtest. Prinzipiell ist mehr Farbe besser als weniger Farbe, Du wirst ein Gefühl entwickeln, wie viel es braucht. Wichtig ist, dass das gesamte Motiv mit der Rakel abgedeckt werden kann, trage die Farbe also ca 1 cm breiter als das Motiv deiner Schablone auf.
  5. Fluten: jetzt wird geflutet. Das bedeutet, die Farbe wird über dem Motiv verteilt. Nimm Deine Rakel, platziere sie in Deinem Farbstreifen auf dem Sieb und ziehe die Farbe ohne Druck über das Motiv. Du kannst das Sieb dafür anheben, damit keine Farbe auf dem Druckmedium landet, ich lasse das Sieb dafür einfach liegen, nur nicht drücken… Du solltest nach Möglichkeit nur ein mal Fluten, denn bei jedem mal Fluten landet mehr Farbe im Sieb und bei zu viel Farbe verschmiert Dein Druck.  
  6. Abziehen (Drucken): Du kannst die Farbe nach dem Fluten von Deiner Rakel abmachen (einfach wieder in die Farbdose), ich drehe sie einfach um und drucke mit der sauberen Kante. Halte Dein Sieb gut fest, damit es beim Abziehen nicht verrutscht (verrutschtes Sieb= verrutschter Druck). Führe nun die Rakel mit gleichmäßigem Druck über das Motiv. Die Rakel solltest Du gut im Griff haben und in einem Winkel von 45° halten. Die Farbe, die wir beim Fluten in das Sieb gedrückt haben, wird nun durch das Sieb und auf unser Druckmedium gedruckt. Du erkennst, dein Motiv jetzt deutlicher und siehst auch, ob noch Farbe im Sieb ist, oder ob alles übertragen wurde. Den Druckvorgang kannst Du ein bis zwei Mal wiederholen, bis Die Farbe ganz auf dem Druckmedium ist. Allerdings auch hier nicht zu oft machen.
  7. Nimm das Sieb herunter und freue Dich über Deinen Druck! Aber nicht zu lange, denn Du solltest das Sieb so schnell wie möglich auswaschen.
  8. Ich wasche meine Siebe einfach in der Badewanne aus, Damit die Farbe nicht fest trocknet musst Du das Sieb sofort nach dem Druck auswaschen. Nimm die Schablone ab (die kannst Du später waschen) und wasche das Sieb mit Wasser und einem weichen Schwamm oder Bürste aus. Halte das Sieb gegen das Licht. Wenn Du kleine Pünktchen siehst, sind das Farbrückstände. Wasche sie aus. Im Siebdruckstudio wird das Sieb mit Hochdruck gereinigt, das geht in der Badewanne leider nicht. Falls Du einen Hochdruckreiniger hast, oder leihen kannst, spritze Deine Siebe von Zeit zu Zeit damit ab. 

8 Kommentare

  1. Supi,
    wenn ich mal wieder Zeit für mich und meinen eigenen Kram habe, probiere ich das auf jeden Fall mal aus. Habe ich mir ganz fest vorgenommen. Aber was heißt das schon in Zeiten wie diesen… ;(
    Danke auf jeden Fall für deine Anleitung. Ist gespeichert 🙂
    Liebe Grüße
    Yna

    • Liska sagt

      Ja, gerade ist das mit der Zeit bei mir auch so eine Sache… irgendwann kehrt hoffentlich die Normalität zurück!

  2. dörte sagt

    oh, vielen Dank für dieses wunderbare, gut verständliche Anleitung!! Ich habe nur eine Frage noch..an dieses Schablonenmaterial komme ich ja so schnell nicht ran. Ich möchte für meinen Freund einen T-Shirt-Druck machen, er hat in gut einer Woche Geburtstag. Ginge es denn auch mal als Schablone mit dickerem Papier? Ist dann halt nicht haltbar, aber so für einen Druck? Oder läuft das irgendwo drunter, wo es nicht drunter soll?
    Herzlichst Dank und Gruß und einen schönen Sonntag!
    Dörte

    • Liska sagt

      Liebe Dörte,
      Das funktioniert auch mit ganz normalem Papier. Da kommt bei einem Druck nix durch – habe auch schon mit Zeitung gedruckt ?. Es sollte aber nicht zu dick sein, je dicker das Schablonenmaterial, desto mehr Druck brauchst Du, um die Farbe durchzudrücken. Also verwende lieber normales 80g Papier.
      Liebe Grüße und viel Spaß beim Drucken!
      Lisa

      • dörte sagt

        Hu. Ersten Druck soeben erfolgreich durchgeführt. Schwitze jetzt noch 😉 Ich schicke bei Gelegenheit ein Foto und hoffe, der Männe freut sich. Wird er bestimmt. Was ich noch fragen wollte (steh da grad auf dem Schlauch): kann man ein Motiv gleich mehrfach drucken, ohne zwischendurch das Sieb zu säubern? Also, wenn die Schablone nicht verrutscht oder bewegt wird?
        Liebe Grüße und – hej, schon wieder wie oben 😉 – einen schönen Sonntag dir noch!
        Dörte

        • Liska sagt

          Liebe Dörte,
          Ja, das ist gar kein Problem. Du kannst ganz viele Drucke mit derselben Schablone machen (natürlich nur in einer Farbe). Irgendwann kann es passieren, dass die Farbe etwas “schmiert” also am rand der Schablone durchkommt. Checke einfach immer wieder die Rückseite. so lange es gut aussieg´ht, kanst Du weiter drucken ;-). Bin sehr gespannt auf Dein Ergebnis!
          Liebe Grüße
          Lisa

  3. Pingback: Schablone schneiden für den Siebdruck | dekotopia

  4. Danke für den Beitrag. Interessant zu erfahren, wie der Siebdruck in technischer Hinsicht vonstattengeht. Ich plane, einen Siebdruck auf meinen Werbetafeln anzuwenden. Dafür wende ich mich am besten direkt an eine erfahrene Druckerei.

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